Max Hoppe (Br. Dhammapālo)
Geboren am 24. 04. 1907 in Klein Bresa/Breslau
Gestorben am 30. 10. 1992 in Utting am Ammersee
Vorbemerkung: Bruder Dhammapālo, wie Max Hoppe seit Beginn der 1960er-Jahre von seinen Freunden und Verehrern genannt wurde, war neben Māyā Keller-Grimm der Bewahrer und Vermittler des Erbes Georg Grimms. Insbesondere nach dem aus gesundheitlichen Gründen erfolgten Rückzuges von Māyā Keller-Grimm aus dem Ältestenrat und der Schriftleitung des „YĀNA" im Jahre 1977 war Br. Dhammapālo der spiritus rector der Altbuddhistischen Gemeinde und deren charismatischer Mittelpunkt. -
Aus frommen katholisch-schlesischem Hause stammend, erwachte das religiös-philosophische Interesse Max Hoppes bereits während seiner Studienjahre am Humanistischen Gymnasium in Breslau. Enttäuscht vom dortigen simplen Religionsunterricht, der ihm keine Antworten zu geben vermochte, begann er sich vor allem mit Plotin und dem Neuplatonismus zu beschäftigen. Im Jahre 1937 machte er die Bekanntschaft mit Georg Grimm, den er mehrmals in Utting besuchte und mit dem er bis 1945 im Briefwechsel stand. Vorher hatte er schon begonnen, sich intensiv mit der Buddhalehre auseinanderzusetzen. Mit verschiedenen Vertretern des deutschen Buddhismus in Verbindung getreten und mit ihnen in einem regen Austausch gestanden, wandte er sich schließlich ganz Georg Grimm zu, der für ihn als der große Wiederentdecker der ursprünglichen und unverfälschten Lehre des Buddha galt.
1939 wurde Max Hoppe zur Wehrmacht eingezogen, in der er erst zunächst bei der Hilfspolizei und später als Funker in Russland eingesetzt wurde. Als solcher geriet er nie in Gefahr, auf Menschen schießen zu müssen, was er, wie seine spätere Errettung aus dem Kriege, als eine tiefe Fügung betrachtete. Kurz vor seinem Abmarsch an die Ostfront besuchte er noch einmal Georg Grimm und äußerte ihm gegenüber seine Sorgen und Bedenken in Hinblick auf seinen gefährlichen Fronteinsatz. Georg Grimm las ihm die Lehrrede "Mahānāma" (Samyutta-Nikāya LV, 22) vor und diese Lesung hinterließ auf Max Hoppe einen tiefen und unvergesslichen Eindruck. Gegen Ende 1942 erlitt er an einem Knie eine Schussverletzung und wurde in ein Lazarett in Trier verlegt. Georg Grimm schrieb ihm dorthin im Jänner 1943: "Für Sie dürfte der Krieg nunmehr zu Ende sein", was sich insoferne bewahrheitete, als sich sein späterer Einsatz in Italien bei weitem nicht so gefährlich gestaltete als ehedem in Russland. Dort war seine frühere Einheit inzwischen völlig aufgerieben worden.
Kurz nach Kriegsende begab sich Max Hoppe durch das verwüstete Deutschland nach Utting, wo er von Māyā Keller-Grimm und ihrem Gatten Hans Keller in das Haus Georg Grimm aufgenommen wurde.
Seit dem Beginn seines Wirkens in der Altbuddhistischen Gemeinde (ABG) bald nach Ende des Zweiten Weltkrieges und seiner späteren Wahl zum Mitglied des Ältestenrates (1961 - 1989) hielt Br. Dhammapālo unzählige Vorträge und leitete viele „Wochen des Beisammenseins“ und die sich daraus entwickelnden und sie ablösenden zweimal im Jahr stattfindenden Seminare (Pfingsten und Juni/Juli). Er war aber auch neben Māyā Keller-Grimm der Hauptautor der Zeitschrift der Altbuddhistischen Gemeinde „YĀNA“.
Br. Dhammapālo zeichnete sich durch eine besondere Rednergabe aus, seine oft ohne Manuskript, nur unter Hinzuziehung einzelner schriftlicher Belege gehaltenen Vorträge waren ausgezeichnete Beispiele der mündlich vorgetragenen Lehre des Buddha. Viele Besucher des „Hauses Georg Grimm“ in Utting am Ammersee kamen aber nicht nur, um diesen hochkarätigen Lehrdarlegungen lauschen zu können, sondern auch, um mit Br. Dhammapālo Gespräche führen und dabei auch ganz persönliche, am Herzen liegende Fragen, insbesondere die Lehre betreffende, mit ihm besprechen zu können – niemals blieb die Hoffnung enttäuscht.
Sehr bald wurde Br. Dhammapālo auch außerhalb der Altbuddhistischen Gemeinde ein gern gesehener Gastredner. Das Echo dieser beeindruckenden Vorträge war immer ein weites und nachhaltiges, denn Br. Dhammapālo verstand es, verbindlich, aber geradlinig, in der Sache gerade und fest, aber ohne Schärfen und Dogmatismen, auf das jeweils gestellte Thema einzugehen. Hier wusste man einen Vertreter der Buddhalehre, dem es ernst war, der aus einer profunden Kenntnis der Lehre des Buddha und der Werke Georg Grimms, aber auch aus einer ganz ursprünglichen Erfahrung heraus sprach und doch das Verbindliche offen hielt für einen Dialog des Gemeinsamen. Hier erwies er sich auch im oft freundschaftlichen Gespräch mit Vertretern anderer Religionen als wahrer Brückenbauer.
Auf das publizistische Wirken Br. Dhammapālos kann im Rahmen dieses kurzen Lebensbildes nur sehr eingeschränkt eingegangen werden. Von 1949 bis zu seinem Tode 1992 erschienen in den meisten Heften des YĀNA Artikel und Vorträge von ihm, die sich durch sprachliche Gediegenheit, intellektuelle Schärfe und vor allem durch religiös-philosophische Tiefe auszeichneten. Praktisch kein Aspekt der Buddhalehre blieb in diesem umfassenden literarischen Schaffen unerwähnt, sie immer wieder neu beleuchtend und ihre Wahrheit und Schönheit aufzeigend.
Zu diesem schriftstellerischen Schaffen gesellte sich auch der umfangreiche Briefwechsel, den Br. Dhammapālo mit Mitgliedern und Freunden der Gemeinde, aber auch mit an der Buddhalehre, insbesondere dem frühen, religiösen Buddhismus und am Werk Georg Grimms Interessierten führte. Er verstand es, wie in den Gesprächen, so auch in seinen Briefen, so ganz auf sein Gegenüber einzugehen. Er fand schnell das Gemeinsame, das ihm Anlass war, auf das Wesentliche zu kommen und so dem Dialog einen für beide Seiten erfreulichen Gleichklang und erhöhten Ausblick zu verleihen.
Br. Dhammapālo entgingen die unheilvollen Entwicklungen des materialistischen Zeitgeistes keineswegs, was auch schon aus seinen diversen Vorworten zu den Neuauflagen der Werke Georg Grimms hervorging. Als scharfsinniger Beobachter dieser Entwicklungen, deren für die Menschheit bedrohlichen Auswirkungen heute mehr als deutlich zutage treten, fand er auch hierin eine tiefe Bestätigung der Buddhalehre.
In der Nacht vom 30. Oktober 1992 verstarb Br. Dhammapālo im Hause Georg Grimm.