Biographie

Georg Grimm
Georg Grimm

Georg Grimm

Biographischer Überblick

 

Georg Grimm wurde am 25. Februar 1868 in Rollhofen bei Lauf an der Pegnitz, unfern von Nürnberg als ältester Sohn des dort ansässigen Dorfschmiedes geboren. Er wuchs wohlbehütet und religiös erzogen auf, seine Eltern waren katholisch und tief gläubig.

Bald zeigte sich auf seinem Schädel eine Tonsur ab, die für seine Eltern ein Zeichen dafür war, dass ihr Sohn für den Priesterberuf bestimmt sei.

So schickten ihn seine Eltern nach Abschluss des Abiturs im Jahre 1888 in das Priesterseminar nach Eichstätt. „Damit“, so schrieb Georg Grimm später, „hatte mein Leben die entscheidende Richtung genommen.“

Mit scharfem, analytischen Verstand begabt, stellten sich jedoch für Georg Grimm bald erhebliche Zweifel an den katholischen Dogmen ein. Die eigentlich religiösen Probleme, sowie seine Zweifel an den christlichen Dogmen, insbesondere an jenes von der Existenz eines persönlichen Gottes, gewannen immer mehr an Bedeutung, sodass er kurz vor der letzten Weihe zum katholischen Priester die Konsequenzen zog. Er trat aus dem Priesterseminar aus und begann ein Studium der Rechtswissenschaften.

Sein sechssemestriges Jurastudium von 1889 -1892 musste er sich selbst durch Nachhilfestunden in guten Häusern finanzieren. Diese Zeit war für Georg Grimm eine sehr entbehrungsreiche Zeit, da er von seinen von ihm tief enttäuschten Eltern keine finanzielle Zuwendung mehr zu erwarten hatte.

Am 12. Oktober 1892 machte er das Referendarexamen und nach weiteren drei Jahren Vorbereitungsdienst schloss er das Assessorexamen im Dezember 1895 mit glänzendem Erfolg ab. Am 4. Dezember 1896 wurde er von der Universität Heidelberg zum Dr. jur. mit cum laude superato promoviert.

Diese wichtigen Schritte und Erfolge führten schließlich zu Georg Grimms großer Erleichterung wieder zur Versöhnung mit seinen Eltern.

Schon sehr früh hatte Georg Grimm begonnen, sich mit den Werken Arthur Schopenhauers intensiv zu beschäftigen, zu deren hervorragendem Kenner er sich entwickelte. Schopenhauer schien ihm  in vielen existenziellen, philosophischen und religiös-philosophischen Fragen gültigere und schlüssigere Antworten gefunden zu haben, was er im Christentum vermissen musste.

Nachdem er auf eigenen Wunsch vom Militärdienst freigestellt war, inzwischen hatte er vom Justizministerium die Zulassung als Rechtsanwalt erhalten, ließ er sich in Augsburg nieder. Er nahm dabei auf seine Klienten derart viel Rücksicht, dass er seinen Unterhalt trotz bescheidenster Lebensführung auf die Dauer nicht mehr finanzieren konnte. So beschloss er, in den Staatsdienst zu treten und seine Tätigkeit als Vormundschaftsrichter auszuüben, die seinen Neigungen am ehesten entgegenkam und die er vermutlich bis zum Beginn des 1. Weltkrieges ausübte.

Noch vor dem 1. Weltkrieg heiratete Georg Grimm seine Frau Rosa, die ihm am 29. Juli 1899 eine Tochter gebar, die später den buddhistischen Vornamen Māyā trug.

Zu seinem 40. Geburtstag am 25. Februar 1908 hatte ihm seine Gattin die Übersetzung der Mittleren Sammlung der Lehrreden Buddhas in der Übersetzung von Karl Eugen Neumann geschenkt. Diese Begegnung mit der Lehre des Erhabenen löste eine tiefe Ergriffenheit in ihm aus und war der Impuls für ein intensives und gründliches Studium, dem sich auf Grund der manchmal unklaren oder dichterischen Neumann'schen Übersetzung umfangreiche Sanskrit- und Pāli-Studien anschlossen, die ihm bald ein Studieren und Übersetzen der Originaltexte ermöglichte. Nicht nur das Studium der Buddhalehre, sondern auch ihre konsequente und kompromisslose Umsetzung prägten fortan sein Leben.

Zwischen Georg Grimm und Karl Eugen Neumann entwickelte sich eine von gegenseitigem Respekt und Hochachtung getragenen Beziehung und zeitweise intensive Korrespondenz. Diese Beziehung führte auch dazu, dass Georg Grimm Neumann, der, in seinen letzten Jahren schwer krank, in kärglichsten Verhältnissen leben musste, bis zu seinem Tode großzügig finanziell unterstützte. Zu einer persönlichen Begegnung war es nicht gekommen, da Neumann zu krank war, um weite Reisen unternehmen zu können.

Während des 1. Weltkrieges erhielt Georg Grimm eine Berufung an das Kriegsgericht, die er entschieden ablehnte. In seiner weiteren Tätigkeit als Strafrichter gelang es ihm bis zu seiner Pensionierung, sich nur mit leichten Straffällen beschäftigen zu müssen, die oft mit einem Freispruch endeten.

Bereits 1915 erschien als Frucht der intensiven Beschäftigung mit der Buddhalehre sein Hauptwerk "Die Lehre des Buddha. Die Religion der Vernunft", geradezu ein Löwenruf in der westlichen buddhistischen und nichtbuddhistischen Welt, der weiteste Beachtung und Anerkennung nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika und vor allem in Asien fand. In der Münchener Staatsbibliothek war es vor 1945 das meistgelesene Buch.

"Die Lehre des Buddha. ... " erfuhr auf Grund ihres religiös-philosophischen Charakters und der darin zentral vorgetragenen und von Georg Grimm wiederentdeckten Anattā-Lehre des Buddha heftigen Widerspruch primär in vereinzelten buddhistischen Kreisen Deutschlands vor allem dort, wo die Buddhalehre ihres religiösen Charakters weitgehend entkleidet worden war. Zu den von dieser großartigen Darlegung der alten Buddhalehre tief Beeindruckten gehörten u.a. Hans Much, Karl Seidenstücker, Karl Eugen Neumann, Subhadra Bhikshu (Friedrich Zimmermann), Anagarika Dharmapala, der Begründer der Maha Bodhi Society, der Indologe Edward Conze, die große Übersetzerin aus dem Pâli und spätere Präsidentin der Pali Text Society I.B. Horner und viele andere.

Georg Grimms Gesundheitszustand verschlechterte sich nach Ende des 1. Weltkrieges infolge eines Lungenleidens derart, dass er vom Gericht für ein Jahr zur Disposition (Beurlaubung) gestellt wurde. Auf Anraten der Ärzte und seiner Freunde, die ihm zur radikalen Luftveränderung rieten, reiste er mit seiner Frau und seiner Tochter Māyā nach Palma de Mallorca mit seinem milden Klima, wo er sich zwei Jahre aufhielt. Dort oft in strenger, geradezu mönchischer Zurückgezogenheit lebend, schrieb er sein zweites großes Werk "Die Wissenschaft des Buddhismus", das 1923 in Leipzig herauskam.

Die "Buddhistische Gemeinde für Deutschland" war inzwischen am 20. Juli 1921 von Georg Grimm gemeinsam mit Karl Seidenstücker gegründet worden, die später, um ihren Charakter als in sich geschlossene und religiös ausgerichtete Gesinnungsgemeinschaft zu betonen, in die "Loge zu den Drei Juwelen" umbenannt wurde. 1934 verboten, wurde sie unter dem Namen "Altbuddhistische Gemeinde" am 3. Juli 1937 neu gegründet und von Māyā Keller-Grimm nach dem Tode Georg Grimms weitergeführt.

1930 hielt er noch auf Einladung in Nizza und Antibes Vorträge vor Anhängern Trebitsch-Lincolns. Hier lernte er Louis Ansiano (1893 - 1961) kennen, der ein begeisterter Anhänger Georg Grimms wurde, das Hauptwerk (La Religion du Bouddha, la Religion de la Connaissance, Paris 1931 u. 1944) und andere Texte Georg Grimms in das Französische übersetzte und schließlich 1945 -1951 die Leitung der Altbuddhistischen Gemeinde übernahm.

1935 erschien Georg Grimm's letztes von einem Verlag herausgegebenes Werk, "Der Samsāro - die Weltenirrfahrt der Wesen". Es fiel kurz nach seinem Erscheinen der nationalsozialistischen Bücherverbrennung zum Opfer.

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 zog sich Georg Grimm aus München zurück, er hatte inzwischen eine still gelegene Villa in Utting am oberbayerischen Ammersee erworben, in der er mit seiner Frau und Tochter bis zu seinem Tode lebte.

Georg Grimm starb am Abend des 26. August 1945. Seine letzten Worte waren: "Mir ist so wohl wie noch nie". Sein würdiges Sterben war der Abschluss eines großen und bedeutsamen Lebens, in dessen Mittelpunkt die Wiederentdeckung der religiösen Buddhalehre mit ihrer zentralen Anattā-Erkenntnis und ihrer Verkündung stand. Insofern war Georg Grimm auch der große Apostel der Buddhalehre im Abendland.

Sein Grabstein trägt die Aufschrift: "Dieser große Seher hat den Zustand des Friedens geschaut" (Sutta-Nipāta 208).

 

 

Artikel von Max Hoppe über Georg Grimm
YÂNA- Lebensbild v. Georg Grimm.pdf
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